
Sonstige Stile
In der Kategorie der "Sonstigen Stile" versammeln sich seltene Biersorten (wie das Kottbusser oder das Bière de Champagne) oder einfach solche Sorten, die sich durch ihren exerimentellen Charakter einer klaren Zuordnung verweigern. Solche Biere braut mit großer Leidenschaft übrigens mein Kumpel Ari. Wenn der eine Flasche vom Selbstgebrauten aus dem Kühlschrank holt und man ihn fragt, was es denn sei, lautet die Antwort immer: "Sag du es mir!" Das Kottbusser ist übrigens äußerst passend dazu in einem collab brew mit Ari entstanden. Cheers, mein Lieber!
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Making History

Kottbusser
6,5 % ABV
30 IBU
Linton Kwesi Johnson singt: "It is noh mistery - Wi making history". In diesem Fall schon, denn das Kot(t)busser war bis ins 16. Jahrhundert hinein in der Region von Cottbus weit verbreitet und wurde traditionell mit Gerste, Weizen, Hafer und Honig gebraut - viel mehr ist leider nicht bekannt. Kennengelernt habe ich den Stil erstmals beim Wuppertaler Hobbybrauer-Stammtisch, bei dem Sebatian Sauer von Freigeist zu Gast war und uns den Stil vorstellte.
Diese lang vergessene historische Biersorte wird von mir neu interpretiert und mit sehr viel Gersten-, Roggen- und Weizenmalz sowie mit reichlich Honig aus der Produktion meines Freundes und Hobbyimkers Ralph gebraut. Der volle rötliche Malzkörper wird - historisch gesehen untypisch - von drei klassischen Hopfensorten (Saazer, Perle und Sterling) umspielt, die eine feine Hopfenbittere hervorbringen. Dabei dominieren v.a. würzige, kräuterige und blumige Noten. Das Besondere ist zudem die Zugabe von frischen Gagelzweigen - einer typischen Zutat vieler historischer Biere. Dieser Sud wird ganz modern mit einer untergärigen Hybridhefe (NovaLager) vergoren, die einen eher neutralen Charakter besitzt und den anderen Aromen vornehm den Vortritt lässt. Abgang und Nachtrunk sind mittellang und werden vor allem von den Kräuternoten und einer feinen, angenehmen Bittere bestimmt.
Prost!
Wild Child (Really Wild One)

Bière de Champagne (Brettanomyces)
7,5 % ABV
33 IBU
Dieses Bière de Champagne, welches die Charakteristik eines guten Belgiers besitzt und mit der etwas zickigen WLP Champagnerhefe vergoren wird, habe ich durch meinen Braukumpel Claudius bei einem der Hobbybrauer-Stammtische kennengelernt. Es ist ein goldgelber Sud, den eine stabile weiße Schaumkrone ziert. Die Schüttung besteht bei mir hauptsächlich aus Eraclea Malz und Golden Promise Pale Ale, hinzu kommen Carapils und Roggenmalz für ein volles, samtiges Mundgefühl sowie zwei Sorten Candi Syrup. Die beiden Hopfensorten East Kent Goldings und Lilly sind für die feine Hopfenaromatik verantwortlich.
Ich habe dieses Bier inzwischen mehrfach gebraut und dabei stets einige kleinere Veränderungen vorgenommen. Beim letzten Sud habe ich mich dann deutlich weiter aus dem Fenster gelehnt und die Flaschen vor dem Verkorken zusätzlich mit der WLP 650 Brettanomyces Bruxellensis geimpft, wodurch zusätzliche würzig-wilde Noten hinzukommen. Ich würde sagen: echt gute Idee, Rezeptentwicklung abgeschlossen!
Cheers!
Comfortably Numb

Braggot
10,0 % ABV
21 IBU
Das "Comfortably Numb" ist an einen historischen Bierstil angelehnt, das Braggot, das schon im alten Ägypten mit ähnlichen Zutaten gebraut wurde und das z. B. auch in Chaucers "Canterbury Tales" erwähnt wird. Es handelt sich um einen äußerst alkoholreichen Hybriden aus Getreide- und Honigbier, der zudem mit diversen Gewürzen verfeinert wird - und heutzutage auch mit Hopfen.
Mein Braggot besteht aus vier Bio-Malzen (Pilsner, Wiener, Weizen und Carahell) sowie aus Weizenrohfrucht und einem Hauch Eichenrauch Weizenmalz, der dem Bier zusätzliche Tiefe verleiht. Hinzu kommen riesige Mengen des herrlich fruchtigen Honigs meines Freundes Ralph, der als Hobbyimker in Hamm einige Bienenvölker pflegt. Für die feine Würze sorgen die beiden Hopfen Mandarina Bavaria und Perle sowie Pomeranzenschalen und Koriandersamen. Vergoren werden die üppigen 20 Grad Plato von der Wyeast Scottish Ale Hefe.
Das Braggot reift wunderbar in der Flasche und ist nach einem Jahr Lagerung ein absolut runder Genuss, der allerdings mächtig in die Birne geht, sodass es am Ende des Abends nicht selten heißt: "I have become comfortably numb."
Cheers!